Sind wir mal ehrlich: Urlaubsfotografie kann unglaublich eintönig sein. Vor Sehenswürdigkeiten posierende Menschen, inmitten von noch mehr Menschen. Menschen vor Landschaften. Menschen am Pool. Menschen beim Essen. Dagegen ist zwar nichts einzuwenden, aber wir glauben, Urlaubsschnappschüsse können viel spannender und einzigartiger sein! Warum nicht einfach mal die Perspektive verändern? Oft wirkt alleine das schon Wunder.
1. Allzeit "foto-bereit"
Meine Familie und ich sind keine Touristen, die zwei Wochen lang am Pool oder Strand mit einem Buch entspannen. Wir drei sind gerne unterwegs. Dabei sieht man mich niemals ohne Kamera um den Hals, bereit für das nächste Motiv. Selbst als ambitionierte Hobbyfotografin nutze ich gern Automatik-Programme, denn unterwegs möchte ich ohne viel Bedienung an Blenden und Belichtungen ganz spontan echte, ungestellte Momente ganz nebenbei einfangen. Außerdem bringen meine Lieben wirklich viel Geduld für meine Fotoleidenschaft auf. Würde ich da noch anfangen, ihre Geduld mit manuellem Fotoperfektionismus überzustrapazieren, wäre es vermutlich irgendwann damit vorbei. Schließlich wollen wir im Urlaub gemeinsam Spaß haben!
2. Details sehen und zu Erinnerungen machen
Einen Großteil unserer Reisefotoalben füllen wohl die Fotos, die ausschnittsweise das Leben im Urlaubsland, die Menschen, die Kultur und die ganzen liebenswerten Details der besuchten Orte festhalten. Ich sehe diese Momentaufnahmen gern als Bausteinchen unserer Erinnerungen. Am liebsten möchte ich alles, was wir unterwegs sehen, für immer festhalten, damit wir die Eindrücke nie vergessen und die Stimmung wieder und wieder fühlen können: die Füße meiner kleinen Tochter im Sand von Koh Nang Yuan in Thailand. Oder den köstlichen Eintopf am Streetfood-Stand in den Altstadtgassen von Sansibars Hauptstadt Stonetown.
3. Familien-Schnappschüsse der anderen Art
Ich mag unangestrengte, kreative Familienporträts am liebsten. Schließlich sind wir in den Ferien! Wieso also nicht ein bisschen Zeit in ein paar lustige Schnappschüsse der anderen Art investieren? Das funktioniert natürlich nur, wenn alle wirklich Lust darauf haben. Auch dabei liebe ich ungewöhnliche Perspektiven, unkonventionelle Bildausschnitte oder Reflexionen.
Das hübsche Tochterkind ist auf deshalb auf unseren Fotos auch mal "abgeschnitten" oder im wahrsten Sinne des Wortes völlig "untergetaucht"! Gerade Kinder lieben diese Art des Fotografierens besonders. Dagegen ist es oft mit dem Spaß schon vorbei, wenn Mama oder Papa sagen: "Lach doch mal!" oder "Guck doch mal so!" Deswegen hier an dieser Stelle mein großes Plädoyer dafür, einfach mal richtig Spaß zu haben am Fotografieren und fotografiert zu werden! Und wenn Dein Kind absolut keine Lust hat, lass es einfach mal mit der Knipserei!
Also mach Dich locker, die schönsten Fotos sind immer noch die ungestellten. Und es muss auch gar nicht immer das Gesicht im Bild sein
4. Kindern eine Kamera in die Hand drücken
Dass meine Tochter so unglaublich geduldig mit ihrer fotoverrückten Mutter ist, liegt vor allem daran, dass sie selbst sehr gern fotografiert. Wir haben ihr schon in jungen Jahren immer gern eine eigene Kamera in die Hand gedrückt. Eine ältere, kleine digitale Kompaktkamera, die sie von mir "geerbt" hat, war schon im Alter von fünf Jahren ihr ganzer Stolz. Sie dokumentierte unsere Reisen damit auf ihre ganz eigene kindliche (Sicht-)Weise. Kinder können wirklich unglaublich tolle Fotos schießen und sind darauf stolz wie Bolle – man muss sie nur lassen.
Ein wunderbarer, nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ist übrigens, dass kaum noch Langeweile aufkommt, sobald ein Kind die Möglichkeit hat, mit einer eigenen Kamera auf Fotojagd zu gehen. Selbst das sonst so obligatorische "Wie weit müssen wir denn noch laufen?" wird glatt vergessen. Unbezahlbar auf Städtereisen mit Kindern!
5. Geduld für den richtigen Moment haben
Touristenmagnete sind meistens vollgestopft mit Menschenmassen. Ich persönlich mag es nicht so gern, wenn ich alle möglichen fremden Leute mit auf meinen Urlaubsfotos verewige. Manchmal kann es sich deshalb lohnen, ganz früh aufzustehen und vor allen andern an einer Sehenswürdigkeit zu sein. Wenn man jedoch, so wie ich, eher kein früher Vogel ist, sollte man sich in der Tugend der Geduld üben.
Das Warten auf einen einsamen (oder zumindest menschenleeren) Moment lohnt sich immer. Sei es vor der Pyramide von Chichén oder Itzá oder auch am legendären Muschelstrand von Sanibel Island in Florida. Keine fremden Menschen oder Körperteile mit auf dem eigenen Urlaubsfoto zu haben, ist einfach schöner. Und sollte es trotz aller Geduld doch einmal passieren, darf auch mal Photoshop mit seinen Retuschier-Möglichkeiten nachhelfen.
6. Unschärfen und Blickwinkel geschickt einsetzen und Spannung erzeugen
Wer sagt eigentlich, dass berühmte Sehenswürdigkeiten immer prominent fotografiert werden müssen? Plakativ, mittig und frontal sieht man doch schon viel zu oft, nicht wahr? Deswegen nähere ich mich den Wahrzeichen gern mal aus etwas ungewöhnlicheren Perspektiven und lasse sie auf dem Bild auch mal nur die zweite Geige spielen. Die Freiheitsstatue erkennt auch jeder, wenn sie im Foto nicht die Hauptrolle spielt. Der Eiffelturm wirkt auch dann wunderschön, wenn er nur verschwommen im Hintergrund steht. Ich liebe es, mit dem Blickwinkel und der Tiefenschärfe zu spielen. Probiere es doch auch mal aus!
7. Nicht vergessen, Land und Leute einzufangen
Selfies und Erinnerungsfotos von den Lieben sind natürlich ein Muss. Und dennoch denke ich, dass ein jedes Fotobuch aus dem Urlaub nur dann vollständig ist, wenn darin auch Land, Leute und Kultur eingefangen sind. Denn um genau das zu entdecken, verreist man ja eigentlich.
Deshalb liebe ich es, Szenen des "echten" Lebens mit meiner Linse festzuhalten. Oft gehe ich allein mit meiner Kamera spazieren, wenn meine Familie mal eine Auszeit am Pool oder am Strand braucht, ich aber rastlos bin. Ich schärfe mein Auge für Details, versuche das zu bannen, was mein Reiseziel so einzigartig macht. Zusammen mit den Familienfotos ergibt das ein ganz besonderes Reisemosaik.
8. Besondere Reisen erfordern besonderes Equipment
Ich bin kein totaler Technik-Freak. Natürlich habe ich gern eine gute Kamera, trotzdem bin ich der Meinung, dass der Fotograf das gute Foto macht und nicht das teure Equipment. Seit vielen Jahren bin ich auf allen unseren Reisen mit zwei Objektiven im Gepäck unterwegs: einem 18-200-mm Zoom-Objektiv und einer lichtstarken 50-mm-Festbrennweite. Mit dieser Kombination fühle ich mich für alle Situationen gut gewappnet. Mehr mitzuschleppen, macht für mich im Normalfall keinen Sinn. Bei manchen Reisezielen lohnt es sich dann aber vielleicht doch, über eine umfangreichere Ausrüstung nachzudenken.
Unsere Safari-Reise nach Tansania war so ein Fall. Ich habe mich dazu durchgerungen, in ein zusätzliches 150-500-mm-Telezoomobjektiv zu investieren. Das war eine sehr gute Entscheidung.
Denn obwohl wir in den Nationalparks von Tansania den vielen wilden Tieren viel näherkamen, als wir je zu hoffen gewagt hatten, ermöglichte dieses Equipment ganz beeindruckende, rahmenfüllende Tierporträts. Fotos, die heute noch mein Herz bewegen. Solche Aufnahmen wären mit meiner Grundausstattung nicht möglich gewesen. Es lohnt sich also, schon bei der Planung einer Reise darüber nachzudenken, welche Fotosituationen sich ergeben könnten. Vielleicht braucht man eine wasserdichte Kamera ...?
In diesem Sinne: Wag doch auch mal neue Perspektiven – ich wünsche Dir schon jetzt einen schönen Urlaub!
Herzlichst
Deine Nic